Christuskirche

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Während der Kirchenöffnung:

Informationen durch ehrenamtliche Kirchenöffner

Verkauf von Kirchenführer, Baugeschichte, Postkarten

Kerzenanzünden und Gebetstexte lesen in der neuen Meditationsecke, ggf. Gebetsanliegen formulieren und an die Fürbittenwand heften - bzw. bei vertraulichen Fürbitten in den Briefkasten werfen

Zu sehen sind in der Kirche unter anderem: 

Der Kanzelaltar von ca. 1750

Der von Hofbildhauer Johann Friedrich Blasius Ziesenis aus Hannover entworfene Kanzelaltar ist von Tischler Georg Friedrich Bohne gebaut worden. Interpretation zur Bedeutung des Kanzelaltars zum Download. 

Das Abendmahlsbild stammt vom Maler Anthon Thilo. 

Orgel 

Der Orgelprospekt wurde zusammen mit der ersten Orgel von Köster 1796 eingeweiht. Inzwischen beherbergt der Gehäuse eine Orgel von Alfred Führer von 1974, die 2004/05 von Heiko Lorenz gereinigt und vollständig - unter Berücksichtung der neue strahlenden Akustik ohne Deckenplatten - neuintoniert wurde.

Das alte Altarkreuz in der Meditationsecke 

Dieses Kreuz wurde im Januar 1985 aus der Christuskirche gestohlen. Als am 7. September 1990 ein gestohlenes Auto nahe der Brücke zwischen Hölingen und Bühren aus der Hunte geborgen wurde, tauchte auch dieses Kreuz wieder auf. Stark beschädigt lagerte es zunächst bei der Landeskirche in Hannover, bis es 2003 im Jubiläumsjahr nach Harpstedt gebracht und restauriert wurde. Der Kirchenvorstand entschied bewusst, den beim Raub verloren gegangenen Christuskörper nicht zu ersetzen. So ist es nun ein Auferstehungskreuz mit drei Engelgesichtern.

Modell der Christuskirche im Südschiff 

Kirchenmodell, das Jürgen Mahlstedt aus Harpstedt 2002 gebaut und gespendet hat und das Ann-Kathrin Ahrens aus Dünsen ersteigert und zur Wiedereinweihung am 1. Advent 2003 an die Kirchengemeinde zurückgegeben hat. Es zeigt die Kirche gerade in der Zeit der Bannerwerbung am Außengerüst in der zweiten Jahreshälfte 2002. Die Aktion Bannerwerbung zu Gunsten der Kirchenrenovierung fand damals große Beachtung in den Medien. 

Loué-Bild

Die Bleistiftzeichnung von einer Friedens-Taube wurde in Harpstedts Partnerstadt Loué gezeichnet und trägt auf der Rückseite Unterschriften von französischen Gottesdienstbesuchern, die beim ersten ökumenischen Gottesdienst überhaupt in Loué dabei waren, der aus Anlass von 25 Jahren Partnerschaft, am 30.10.94 in Loué gefeiert wurde. Ein vergleichbares Bild mit Unterschriften deutscher Gottesdienstteilnehmer hängt in Loué.

Turm

Der obere Teil des Turmes wurde erst 1880 gebaut; in den Plänen aus dem 18.Jahrhundert war ursprünglich eine andere Turmhaube vorgesehen. Das Turmmauerwerk wurde 2006 mit 1500 Stunden Eigenleistung durch Freiwillige und die Baugruppe saniert. 

Die Baugruppe der Kirchengemeinde öffnet gelegentlich (zum Weihnachtsmarkt und anderen Gelegenheiten) den Kirchturm zur Besichtigung. Im Winterhalbjahr kann auch Kirchenöffner Claus Lampe, Telefon 04244/8703 nach einer Führung auf den Turm gefragt werden. Turmbesteigererhalten kostenlos die 8-seitige Broschüre von G. Knappmeier, der alles Sehenswerte auf den verschiedenen Turmebenen erläutert. 

So sind im Dachstuhl über dem Kirchenschiff extra frostfeste Spaltenquartiere für Zwerg-Fledermäuse gebaut worden und auf der Ostseite des Turmes nistet oft ein Falke.

Der verlorene Christus

Ein Christus ist in Harpstedt verloren gegangen. Das Messing-Kreuz, an dem er hing, ist zusammen mit einer Leiche, einem Auto und gestohlenen Waffen in der Hunte zwischen den kleinen Ortschaften Hölingen und Bühren bei Wildeshausen vor 22 Jahren gefunden worden. Heute hängt das Kreuz wieder in  der Harpstedter Christuskirche, aber ohne des Korpus des Gekreuzigten – gewissermaßen ein Auferstehungskreuz.

Die Geschichte begann bereits am 9. Februar 1968: Der Wildeshauser Bauunternehmer Heinrich Eilers war samt seinem Mercedes 220 spurlos verschwunden. Großes Aufsehen. Manche spekulierten, er sei in Kanada, der DDR oder in Australien. Die Nachforschungen der Kriminal-Polizei ergaben nichts. Lediglich eine Wahrsagerin meinte, der Vermisste liege in der Hunte. Aber solchen Spekulationen ging man natürlich nicht nach.

Andere Zeit, anderer Schauplatz: Im Januar 1985 wurde aus der Christuskirche Harpstedt, das 12 Kilometer von Wildeshausen entfernt liegt, das Altarkreuz zusammen mit den Altarleuchtern gestohlen. Der Dieb wurde nie gefasst.

Der Kirchenvorstand wollte natürlich nicht dauerhaft Gottesdienste mit „blankem“ Altar feiern. Also gab man anhand von Fotos des gestohlene Kreuzes eine neues, etwas größeres Altarkreuz in Auftrag, das dem Alten ähnlich sehen sollte. Dieses Kreuz und nachgegossene Leuchter zieren bis heute den Altar der großen Christuskirche mit ihren 650 Sitzplätzen.

Im September 1990 ging die Polizei einem Hinweis nach, nach dem Waffen im Huntestau bei Hölingen liegen sollten. Polizeitaucher machten sich an die Arbeit und entdeckten tatsächlich zehn Kleinkaliber-Präzisionswaffen, die vermutlich aus Schießständen gestohlen worden waren. Die Taucher sahen auf dem sandigen Boden aber auch ein Blechteil von einem Autospiegel. Sie gruben weiter und entdeckten ein Auto: Das Wrack war der 220-er Mercedes von Heinrich Eilers, das seit 22 Jahren vermisst war. Das Dach war völlig weggerostet. Auch Knochen eines Unterkörpers wurden geborgen und die Papiere des Vermissten im Handschuhfach entdeckt.

Bei der aufwändigen Bergung des Wracks wurde noch mehr auf den Flussgrund entdeckt. Unter anderem ein „angefressenes“ Messingkreuz mit einem über einem längeren verrosteten Erdacker oder Spieß. In der Wildeshauser Zeitung war ein Foto abgedruckt, das einen Polizisten mit dem Kreuz zeigt mit der Frage „Woher stammt dieses Kreuz?“ Die Harpstedter Christen, vor allem die damalige Küsterin Dorle Sakschewski, erkannten natürlich gleich ihr altes Altarkreuz wieder. Freilich, sie brauchten es nicht mehr, denn nun hatte man ja ein großes Neues. Also wurde es beim Kunstreferat der Landeskirche fachgerecht eingelagert und geriet fast in Vergessenheit.

Aber irgendjemand erzählte mir von dem alten Altarkreuz. Als Pastor der Kirchengemeinde seit 2000 war ich vor allem mit der umfassenden Renovierung der Christuskirche beschäftigt. Am 3. März 2002 hatte ich in Hannover zu tun und für einen jungen Landpastor ist die Landeshauptstadt ja immer etwas Besonderes. Ich war mit dem Zug gekommen – wie es die Vorschriften verlangen – und zu Fuß unterwegs zu einer Sitzung im Landeskirchenamt. Ich hatte noch etwas Zeit und schlenderte durch die Goethestraße, als mir plötzlich das Schild „Kunstreferat der ev.-luth. Landeskirche Hannovers“ ins Auge fiel. Ich erinnerte mich an das Kreuz und ging hinein. Ich sagte: „Ich bin einer der Pastoren von Harpstedt und ich glaube, Sie haben hier noch ein Kreuz von uns“. Ich wollte es mir eigentlich nur ansehen. Man sagte mir: „Wollen Sie es nicht gleich mitnehmen?“ Offenbar zählte das angefressene Kreuz, das wohl bis zu 5 Jahre auf dem Flussgrund gelegen hatte, nicht zu den Prunkstücken der Sammlung. Ich quittierte und zog mit alten Kreuz an dem rostigen Stab ins Landeskirchenamt, wo man sich schon etwas über den Auftritt mit diesem Accessoire wunderte.

So gelangte das Kreuz zurück nach Harpstedt. Zunächst konnte der Kirchenvorstand mit dem „Mitbringsel“ seines Geistlichen aus der Landeshauptstadt nicht viel anfangen. Aber als man im Zuge der Renovierung auch über eine Meditationsecke nachdachte, kam die Idee, das Kreuz als Mitte dieses Bereiches wieder zu nutzen. Das Kreuz hat an den oberen drei Enden lachende Engelsgesichter. Der Korpus, also der Gekreuzigte selbst, war verloren gegangen. Anhand von Mustern diskutiert der Kirchenvorstand, ob man einen neuen Korpus wieder dran hängen sollte. Schließlich entschied man: Da das jetzige Altarkreuz einen Korpus hat, soll dies ein „Auferstehungskreuz“ sein mit lachenden Engeln und ohne eine Darstellung des leidenden Christus.

Als am 1. Advent 2003 die Kirche nach aufwändiger Renovierung wieder geöffnet wurde, bildeten die über 50 ehrenamtlichen Bauhelfer und Handwerker gemeinsam die Meditationsecke, in dem sie während eines Gemeindeliedes überzählige Backsteine stufenförmig aufstapelten, rund um einen Mauervorsprung im Nordschiff, an dem das alte Altarkreuz auf einer Konsole fest angebracht ist.

Ehrenamtliche Kirchenöffner sorgen dafür, dass die Kirche heute über 6 Stunden in der Woche bewacht geöffnet ist. 3000 Besucher kommen jedes Jahr zu den Kirchenöffnungszeiten und viele gehen in die Meditationsecke und werden still. Manche beten und zünden ein Teelicht an, dass sie auf die gestapelten Steine unterhalb des Kreuzes stellen. Auch für kleine Andachten – etwa mit Jugendlichen –  wird dieser „Nebenaltar“ heute genutzt.

Und wenn die Gruppen abends kommen, erleben sie noch etwas Besonderes. Der Flecken Harpstedt hat vor einigen Jahren große Strahler aufgestellt, die den Kirchturm abends in gelben Licht erstrahlen lassen. Durch ein Fenster fällt nun – Zufall oder nicht – ein Lichtkegel genau auf das alte Altarkreuz, das feierlich und still schimmert.