„Fünf vor der Ehe“ in Harpstedt

Nachricht 02. April 2017
2017-04-02Kreiszeitung fünf vor der ehe
Beatboxer Mirko Schelske (vorn) verblüffte in Harpstedt mit einem vokalen „Schlagzeugsolo“. Foto: Kreiszeitung (Bohlken)

Rhythmusmaschine in der Christuskirche

Harpstedt - (Kreiszeitung 03.04.2017 - Bohlken) Kein warmes Wasser beim Duschen, Tank leer, Stau auf dem Weg ins Büro. Der „ganz besondere Tag“, den die Gruppe „Fünf vor der Ehe“ am Sonntag zu Beginn ihres Konzertes in der Harpstedter Christuskirche besang, steckte voller Tücken.

Einen ganz besonderen Abend bereitete indes das Vokalakrobaten-Quintett den rund 300 lauschenden Fans. „Passt die Hose nicht zum Hemd, schämt man sich fremd“ – mit Versen wie diesen widmete sich die A-cappella-Combo dem „Kleidungsanwalt“ und der Frage, wie viel Wahrheit eigentlich in der Erkenntnis „Du bist, was du trägst“ steckt.

Musikalischer Wandel seit dem letzten Album

Als musikalische Ermunterung, das Unmögliche möglich zu machen, kam dagegen „Die Hummel“ daher. Der Songtext sinniert darüber, warum sich ein Insekt, das nicht zu dick, aber „zu klein“ fürs eigene Gewicht ist, trotz winziger Flügel in die Lüfte erheben kann. Die simple Antwort: „Die Hummel fliegt von früh bis spät, weil sie nicht weiß, dass das nicht geht!“ Der Track stammt aus dem neuen Album „Tandem“. Der Tonträger mit Anleihen an die Dancefloor-Music und fetzigen Nummern wie „Tanzen macht Freude“ geht deutlich mehr in die Beine als der Vorläufer „Tigerbaby“.

Der musikalische Wandel kommt nicht von ungefähr: Seit 2015 hat die A-cappella-Truppe mit Mirko Schelske eine Rhythmusmaschine aus Fleisch und Blut in ihren Reihen. Von seinen Bandkollegen wegen der Farbe seines Hemds vor dem Harpstedter Publikum nur „Pflaume“ tituliert, zeigte der Neue den beiden Tenören Martin Jordan und Tilmann („Til“) Weiss, Bariton Tobias („Tobi“) Tiedge und Sascha Rittgerodt (Bass mit „Tiefgang“), was eine Harke ist: Sein rein vokal nachempfundenes und mit frenetischem Beifall belohntes Schlagzeugsolo hätte wohl so manchen Drummer vor Neid erblassen lassen.

Verblüffende Imitationen von Instrumenten

Zu Beginn des Konzerts ließen „Fünf vor der Ehe“ Mitglieder der „Ohrwürmer“, der Joyful Voices, der Gruppe Gospel United sowie des Gospel- und des Kirchenchors Harpstedt einige Passagen mitsingen. Der vorausgegangene gemeinsame Workshop hatte der Band nach eigenem Bekunden „großen Spaß“ gemacht.

Mehr als zwei Stunden lang zog die A-cappella-Gruppe alle Register und verblüffte mit dem Talent, alle nur erdenklichen Instrumente rein vokal täuschend echt zu imitieren. Die Hannoveraner punkteten ebenso mit intelligenten Texten, gefälliger, eingängiger Musik sowie einstudiertem, aber gleichwohl effektvollem Klamauk.

Nach einer „Ich-kann’s nicht mehr hören“-Fassung von Helene Fischers „Atemlos“ folgten die „Jungs“ ihrem eigenen musikalischen Rezept gegen den virtuellen Overkill, zogen in der Zugabe den „Stecker raus“ und setzten mit unverstärkt vorgetragenen Abendliedern, darunter „Guten Abend, gute Nacht“, einen schnörkellosen, sehr stimmungsvollen Schlusspunkt bar jeder Effekthascherei. Das Publikum feierte „Fünf vor der Ehe“ mit Standing Ovations.



Quelle: Kreiszeitung 03.04.2017

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