Panflötist Edward Simoni punktet vor gut 200 Zuhörern mit Musikalität, sympathischem Auftreten und Humor

05. Dezember 2023

Beethovens „Freude“ in 2:10 Minuten, „aber 2:30 Applaus“

Harpstedt – Dieser Mann braucht einen langen Atem Den hat er. Vor gut 200 Zuhörern entpuppt sich Edward Simoni am ersten Advent in der Harpstedter Christuskirche nicht nur als glänzender Panflötist, sondern lässt immer wieder auch Humor durchblitzen. „Sie singen besser als die Fischer-Chöre“, lobt er das Publikum, nachdem es – in zwei Hälften aufgeteilt – den Refrain der Leo- Sayer-Ballade „When I need you“ aus der Feder von Albert Hammond und Carole Bayer Sager mitgesummt hat. „Kön- nen wir das dunkle Licht ausmachen?“, fordert er an anderer Stelle Lacher heraus.

Die Vokuhila-Frisur, die er schon zu Glanzzeiten der ZDF-Hitparade trug, ist geblieben, die Musikalität ebenfalls. Auch mit 64 Jahren trifft der gebürtige Oberschlesier jeden Ton und meistert auf der Panflöte sogar das „Fadeout“, das Ausblenden durch stetiges Absenken der Lautstärke, souverän. Dass die Begleitmusik aus der Konserve kommt, trübt den Hörgenuss seines live vorgetragenen Spiels nicht.

Mit der Titelauswahl trifft Simoni bei seinem nicht mehr ganz so jungen Publikum ins Schwarze. Schon das zweite Stück, „Der einsame Hirte“, jagt den Zuhörern wohlige Schauer über den Rücken. Selbst Hollywood- Regisseur Quentin Tarantino muss das Potenzial dieses James-Last-Welthits erkannt haben, denn er hat ihn in einem seiner Filme „verwurstet“ – übrigens ausgerechnet in Teil eins seines besonders blutigen Rachedramas „Kill Bill“.

Von „Gloria in excelsis Deo“ bis hin zum Tom-Jones- Oldie „Green green Grass of Home“ spielt sich Simoni kreuz und quer durch die Genres und Geschichte der Musik. In den Anmoderationen kommt er sympathisch rüber. Klassik mit Unterhaltungsfaktor kann er auch: Beethovens „Freude schöner Götterfunken“ aus Satz vier der neunten Sinfonie kürzt er auf zwei Minuten und zehn Sekunden Quintessenz. Im Anschluss dankt er dem Publikum mit augenzwinkernder Übertreibung für „2:30 Minuten Applaus“.

„Pan- Träume“, der eigene Hit, der Simoni Anfang der 1990er in die Top Ten der deutschen Charts katapultierte und ihm nach eigenem Bekunden „viel Glück gebracht hat“, gefällt mit einprägsamer Melodie und kluger Dramaturgie. Das Stück erntet längeren tosenden Beifall. „El Cóndor Pasa“, gefühlt in jedem Panflö- tisten-Repertoire „gelistet“, animiert zum Mitklatschen, weil der Künstler reichlich südamerikanisches Temperament in seine Interpretation legt.

Die Zuhörer entlässt er beschwingt in die Pause. Wer draußen etwas frische Luft schnappen will, nimmt gern einen Glühwein mit. Den schenkt die Weinstandgruppe am Kirchentresen aus. Ein behagliches Gefühl trägt die Besucher auch durch den zweiten Konzertteil. Blicke schweifen zuweilen auf die erste brennende Kerze des Adventskranzes neben dem Altar, während Simoni im Wechsel Verträumtes und Temperamentvolles in Panflötenklänge kleidet. Er greift nun auch zur Querflöte. Mit Danyel Gérards „Butterfly“ punktet er genauso wie mit dem Titelthema aus dem Film „Titanic“. Die oft gecoverte Ballade „You raise me up“ („Du ermutigst mich“) sendet indes eine hoffnungsfrohe Botschaft in sorgenvoller Zeit aus.

„Er darf gern wiederkommen“, sagen glückliche Konzertbesucher nach Zugaben und einigen Selfie-Shootings über Edward Simoni.  (boh)

 

Quelle: Kreiszeitung online 05.12.2023