ROCK TALES - Jürgen Rau und Richard Rossbach plaudern in der Christuskirche aus dem Nähkästchen des Rock’n’Roll

28. Juni 2023

Dylan bringt Beaujolais mit, trinkt aber selbst Ingwertee

Harpstedt – Erzählungen (auf Englisch: „Tales“), Anekdoten und Hintergründe standen während des Gastspiels des Duos „Rock Tales“ in der Harpstedter Christuskirche gleichberechtigt neben Rockund Popmusik aus mehreren Jahrzehnten.

Bei hochsommerlichem Wetter zog es zwischen 70 und 80 Besucher ins Gotteshaus; die kamen voll auf ihre Kosten – dank Jürgen Rau und Richard Rossbach sowie deren Qualitäten als Unterhalter.

Beide leben die Musik, die sie machen und von der sie erzählen. Rau war in seinem Berufsleben bei Schallplattenfirmen in leitenden Positionen tätig. Bei Labels wie Polydor, Deutsche Grammophon, Decca, Warner Brothers und anderen lernte er die größten Stars aus der Musikbranche kennen. Studio-Inhaber Richard Rossbach, auf vielen Instrumenten „zu Hause“, tourte mit Pop- und Schlager-Ikonen um die Welt und erlangte als Produzent großer Namen wie Milva, Joachim Witt oder Lou Reed Bekanntheit.

Angesichts solcher Biografien liegt es nahe, aus dem Nähkästchen des Rock’n’Roll zu plaudern. Und das taten die beiden Musikenthusiasten dann auch – eloquent, unterhaltsam, auf eine sehr sympathische Art und gewürzt mit einer gehörigen Prise Humor.


Das Publikum klebte an Raus Lippen, als er seine erste Begegnung mit Bob Dylan in den Columbia Tonstudios schilderte. Der legendäre Singer- Songwriter und Lyriker brachte zwei Flaschen Beau jolais mit. Die aber leerten am Ende die „Zaungäste“ im Studio, während sich der Folk- und Rockpoet seinem Ingwertee zuwandte.

Rau will mit seinen Plaudereien keineswegs Stars bloßstellen, um sich auf deren Kosten interessant zu machen. Er offenbart in Geschichten und Anekdoten vielmehr unbekannte Seiten von Ikonen wie Dylan, Jimi Hendrix, den Beatles und anderen.

Richard Rossbach lüftete derweil auch das Geheimnis um Gartenzwerge in Tonstudios: Da viele Rockmusiker eher klein gewachsen seien, müsse jemand da sein, der noch kleiner sei. Die Veranstaltung in Harpstedt glitt zu keiner Zeit ins Langatmige ab. Rau und Rossbach bezogen das Publikum ein, und zwar schon beim Einzug in das Gotteshaus. Vom Hauptportal gingen sie mit Ukulele und Akkordeon zu den Klängen des Status- Quo-Gassenhauers „Rockin’ all over the World“ durch den Mittelgang zur Bühne, begleitet von rhythmischem Zuschauer- Klatschen. Das redensartliche Eis zu brechen, gelang ihnen mühelos.

 

Quelle: KREISZEITUNG v. 28.06.2023