Sternberg-Konzert in Harpstedt: Streifzug durch Bob Dylans Lebensphasen

16. Januar 2023

Harpstedt – (Kreiszeitung - wz - 16.01.2023) Er ist Träger des Literaturnobelpreises und zweier Ehrendoktortitel, erhielt den Burlitzer Sonderpreis und bekam vom ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama die National Medal of Arts verliehen. Die Rede ist von Bob Dylan, der heute seine eigene Musik ganz anders interpretiert als früher, aber dennoch der Poet bleibt, den viele seiner Fans aus ihrer eigenen Jugend schätzen.

Auch Sänger und Musiker Bernd Sternberg schwärmte schon als Teenager für Dylans Kunst. Mit Band kam er am Sonntagabend in die Christuskirche nach Harpstedt. Rund 100 Fans des Folk-Altmeisters entführte er mit dessen Songs in die Ära der Vinylschallplatten und letzten Endes auch in die Schönheit der „Ur-Versionen“ Dylanschen Liedguts. Ein besserer Konzerteinstieg als mit „Mr. Tambourine Man“ hätte Sternberg wohl kaum gelingen können. Zu denen, die diesen Ohrwurm nach wie vor gern mitsingen, zählte Zuhörer Dierk Jürgensmeier. „Mit Dylans Musik bin ich groß geworden. Und ich höre sie heute immer noch genauso gerne wie in meinen Jugendjahren“, verriet er.

Bernd Sternberg zog als 14-Jähriger eine Dylan-Schallplatte aus dem Schrank. Das, was er da hörte, gefiel ihm. Davon wollte er mehr, und die Stücke wollte er tiefer durchdringen. Heute spielt der Fachberater für besondere Weine und Auslesen selbst die Ur-Songs seines musikalischen Vorbildes. Und davon gibt es viele. 16 konnte sein Publikum in Harpstedt genießen. „Die haben wir aus den verschiedenen Lebensphasen Dylans ausgesucht“, erläuterte Sternberg an der Seite der Begleitmusiker Martin Zemke (Bass), Regina Mudrich (Violine) und Nils Schröder (Schlagzeug).

Friedenshymne als Zugabe

1961 feierte der Altmeister erste Erfolge als Folksänger. Bis 1964 war Dylan Idol der Protestbewegung. Von 1965 bis 1966 widmete er sich der Rockmusik. Von 1966 bis 1973 zog sich der Weltstar ins Privatleben zurück. Scheidung und Hinwendung zum Christentum (1974 bis 1982) folgten – wie auch eine zehn Jahre andauernde Krise (bis 1993). Seit 1994 ist Bob Dylan wieder ins Musikerleben mit Auftritten zurückgekehrt. Von Folk über Country bis hin zu Gospel, Blues und Rock’n’Roll hat er Einfluss auf fast jede Musikrichtung genommen.

Zu den ausgewählten Dylan-Songs gesellten sich in der Christuskirche Wortbeiträge und Liedtexte, die Regina Mudrich zwischen den Stücken las. Im zweiten Teil des über zweistündigen Schwelgens in Erinnerungen folgten unter anderem „It’s all over now Baby Blue“ und der auch von Jimi Hendrix interpretierte Welthit „All along the Wachtower“. Die Friedenshymne „Blowin‘ in the Wind“ durfte – als Zugabe – natürlich nicht fehlen.

Der Spirit der Protestbewegung sowie die Erinnerung daran und an Dylans Lebensabschnitte kamen sehr gut rüber. Das wiederholenswerte Konzert krönte zugleich als Abschluss einen Reigen aus acht Gastspielen in Kirchengebäuden im Umland, die Sternberg und Band über Weihnachten und den Jahreswechsel gaben.

 

Quelle: Kreiszeitung Online -  16.01.2022  WZ