Pop-Organist Franz Lambert begeistert knapp 200 Zuhörer in der Christuskirche
Harpstedt – „Zwei Hände zaubern ein Orchester!“ Unter diesem Motto tourt Franz Lambert seit dem vergangenen Jahr durch Deutschland. Der Musiker gilt heute als der populärste und erfolgreichste Pop-Organist. Legendär sind vor allem die Auftritte mit seiner elektronischen Orgel in prall gefüllten Fußballstadien zu Weltmeisterschaften rund um den Globus. Nach 13 Jahren Pause kehrte er am Sonntag auch wieder in die Harpstedter Christuskirche zurück. Während er im Jahr 2011 noch zusammen mit Kultsänger Heino auftrat, absolvierte der „Meister der synthetischen Töne“ am späten Nachmittag ein anspruchsvolles Soloprogramm.
Wer bei dem Begriff „Elektronische Orgel“ an wabernde Klänge der 1970er-Jahre denkt, sah sich getäuscht. Fulminant eröffnete der 75-Jährige auf seiner goldenen „Wersi Sonic OAX 1000“ sein Konzert mit artistischen Fingerläufen und atemberaubenden Soundeffekten.
Durch die Lichtanimation wirkte es beinahe so, als schwebte er auf einem glänzenden Raumschiff auf die Bühne. Dank des Einsatzes von Kamera, Beamer und Leinwand konnte das Publikum Lamberts „Fingerarbeit“ auch visuell erleben. Was rechts, links und oberhalb der drei Manuale alles an Schaltern, Anzeigen und Knöpfen zu sehen war, erinnerte nicht minder an das Cockpitdesign kühnster Science-Fiction-Filme.
Aus den mächtigen Boxen des Harpstedter Gotteshauses erklang Action pur. Musikalische Szenen aus dem Film Ben Hur beeindruckten das Publikum mit voluminösem Klang, um sich im nächsten Moment in zarte Gitarrenklänge zu ergeben. Man merkte förmlich, wie Lambert aufblühte, als seine Finger in rasender Geschwindigkeit über die Tasten des Instrumentes flogen und fast beiläufig Register, Spezialeffekte und mehr neben der Klaviatur bedienten.
In einem weiteren Arrangement, das er „Misty-goes by Mona Lisa“ nennt, präsentierte Lambert bekannte Filmmelodien im berühmten Easy Listening Stil der 1970er-Jahre. Demselben Genre darf seine Interpretation des Adagios aus Mozart Klarinettenkonzert in A-Dur zugerechnet werden. Seine These, dass seine Klänge dem Werk viel besser stünden, dürften Klassik-Liebhaber wohl kaum unterstützen. Das ist ihm bewusst, denn er hat selber eine klassische Klavierausbildung genossen und sich nach dem Studium für die elektronische Orgel entschieden.
Lambert bot seinen Zuhörern ein Klangerlebnis, das vom Spektakel bis hin zu ruhigen, sanften Klängen reichte. Damit hat er übrigens schon alle deutschen Bundeskanzler seit Helmut Schmidt beeindruckt, wie der Musiker erwähnte. Der folgende rasante Säbeltanz von Aram Chatschaturjan (selbstverständlich im Lambert-Stil) riss das Publikum zu ersten Bravo-Rufen hin. Am Ende waren die knapp 200 Besucher absolut begeistert.
Quelle: Kreiszeitung Online 20.02.2024 - hri