Brauchtums-Forscher: Wie sich das kirchliche Weihnachten entwickelt hat

29. Oktober 2025

Die Erkenntnis lässt staunen, aber Weihnachten brauchte viele Jahrhunderte, um sich durchzusetzen.

Im alten Rom feierte man am 25. Dezember eigentlich die Geburt des „unbesiegten Sonnengottes“, in Ägypten am gleichen Tag das populäre Fest der Gottheit Isis. Reichlich Konkurrenz also für ein neues Fest. Auch die alten Kirchenväter der neuen Religion lehnten Geburtstagsfeiern grundsätzlich ab – und damit auch diejenige von Jesus.

„Es brauchte einige Jahrhunderte und viele Anläufe, damit Weihnachten so wie heute gefeiert wurde“, sagt der Braunschweiger Historiker Gerd Biegel. Im deutschen Sprachraum wurde erst im Jahr 813 durch eine Mainzer Synode der 25. Dezember zum allgemeinen kirchlichen Feiertag erklärt. Und bis zum 15. Jahrhundert wurde das Fest kaum zum allgemeinen Volksgut. 

Die heutige häusliche Weihnachtsfeier mit dem Mittelpunkt der Bescherung der Kinder hat ihre Wurzeln schließlich im 16. Jahrhundert, nicht zuletzt als Folge der Reformation. Bis dahin kannte man dagegen ganz offenbar bereits den Brauch, Kinder durch den Heiligen Nikolaus am 6. Dezember beschenken zu lassen, denn er galt als Gabenbringer sowie als Schutzpatron der Studenten und Schüler. 

Die Reformatoren setzten dem heiligen Nikolaus dann ganz bewusst das Christkind entgegen. Aber ganz gleich, wer die Weihnachtsgeschenke vorgeblich bringt: Das Schenken nahm mehr und mehr Raum ein, wurde teilweise zum meist beachteten Aspekt des Festes. Der Kommerzialisierung, die kaum noch einen Gedanken an den christlichen Rahmen des Festes zulässt, setzen heute auch deshalb viele Menschen ganz bewusst den Verzicht auf oder die radikale Reduktion von Geschenken entgegen. Das größte Geschenk, das Kind in der Krippe, ist ja ohnehin bereits vor 2000 Jahren in die Welt gekommen.

Autor: Alexander Nortrup

Es brauchte einige Jahrhunderte und viele Anläufe, damit Weihnachten so wie heute gefeiert wurde

sagt der Braunschweiger Historiker Gerd Biegel