Wo auch Leichtfüßiges Raum findet
Harpstedt – Im Beisein der Pianistin Minako Schneegass und des Jazz-Keyboarders Rafael Jung hat die Konzerte-AG der evangelisch-lutherischen Gemeinde Harpstedt am Mittwoch während einer Pressekonferenz im „Alten Pfarrhaus“ das neue Programm mit Konzerten in der Christuskirche beworben, in das sich beide Künstler einklinken (alle Termine sind dem Info-Einblocker zu entnehmen). AG-Chef Heinz-Jürgen Grashorn gab auch einen kurzen Ausblick auf 2026. Dann gibt es nach vielen Jahren ein Wiedersehen mit der früheren Landesbischöfin der evangelischen Landeskirche Hannovers, Margot Käßmann. Sie konnte für eine Lesung gewonnen werden.
Grashorn kann nach eigenem Bekunden nicht allen Auftrittsanfragen entsprechen. Wenn sich absehen lässt, dass zu einer Veranstaltung 50 oder weniger Zuhörer kommen würden, sagt er auch schon mal „Nein“ – letztlich in beiderseitigem Interesse. Denn die Künstler täten sich ja sicher selbst keinen Gefallen damit, in einer so großen Kirche vor einem so kleinen Publikum spielen zu müssen.
Auftrittsplattform für junge Talente
„Wir haben uns auf unsere Fahnen geschrieben, auch jungen Menschen aus der Region eine Auftrittsplattform zu bieten, und zwar ganz ohne kommerzielles Interesse“, so Grashorn in Anspielung auf die „Herbstserenade“ der Kreismusikschule, die seit vielen Jahren ihren festen Platz im Terminkalender hat.
Mit A-cappella-Konzerten hat die Konzerte-AG gute Erfahrungen gemacht. Die Combo „Fünf vor der Ehe“ schaffte es mehrfach, die Kirche mit jeweils 200 bis 250 Zuhörern zu füllen. Sie existiert allerdings nicht mehr. Mit Mirko Schelske mischt allerdings nun ein „alter Bekannter“ aus ebendieser früheren Hannoveraner Band im gemischten A-cappella-Quartett „Blaustelle“ mit, das wiederum auf seinen ersten Auftritt in der Christuskirche blickt. „Wir haben mal reingehört. Uns hat auch das sehr stimmige Drumherum gefallen. Eine launige Moderation bedeutet für die Zuhörer ja immer einen Mehrwert“, weiß Grashorn. Obendrein passt „Blaustelle“ gut zu den „Baustellengottesdiensten“ in der Christuskirche. Grashorn: „Diese kleine Wortspielerei hat uns gefallen.“
Auf einen weiteren guten Bekannten treffen Konzertbesucher im Herbst mit Sebastian Voß, „der aus Harpstedt stammt“, spielte der AG-Chef auf das Blasmusik-Oktett „nACHTzug“ an. Dass Voß als Mitglied dieses Ensembles etwas Lokalkolorit in die Christuskirche bringt, könnte sich positiv auf Kartenverkauf und Resonanz auswirken. Im Übrigen hat die AG die Erfahrung gemacht, mit Blasmusik sehr wohl punkten zu können.
„Rockstars“ der Klassik
Minako Schneegass will derweil in ihrem kommenden Kirchkonzert unter dem Motto „The Last Rose Of Summer“ den Beweis antreten, dass Klassik nicht „schwer“ sein muss, sondern durchaus ganz leichtfüßig daherkommen kann. Sie unterstreicht diese Botschaft unter anderem mit Interpretationen von Werken des Walzerkönigs Johann Strauss sowie Ludwig van Beethovens Mondscheinsonate. Obendrein zollt sie Rebellen und „Rockstars“ der klassischen Musik wie Franz Liszt, Frédéric Chopin oder Niccolò Paganini auf dem Steinway-Flügel Tribut. Neugierig und offen bleiben, einfach mal vorurteilsfrei zuhören und Spaß haben – wer dazu bereit ist, wird nach Überzeugung der Groß Mackenstedter Pianistin garantiert auf seine Kosten kommen.
Ein festliches Adventskonzert gibt in diesem Jahr der Don Kosaken Chor Serge Jaroff in der Christuskirche. Das lässt aufhorchen, zumal die Konzerte-AG bislang immer Peter Orloff mit seinem Schwarzmeer-Kosaken-Chor nach Harpstedt geholt hat und renommierten Kosakenchören zuweilen ein gewisses Platzhirsch-Gebaren nachgesagt wird. Mit Peter Orloff hatte Grashorn vor längerer Zeit persönlich über einen etwaigen Auftritt in der Christuskirche gesprochen. Dieses Gastspiel kam aber nicht zustande. Der Grund: „Die Agentur hat nicht geantwortet.“
Grashorn verriet auch, dass eine Bewerbung für ein Silvesterkonzert des ehemaligen Wildeshauser Kantors Ralf Grössler vorliege. „Daraus wird vielleicht etwas“, sagte er. Grössler hat bekanntlich eine halbe Kantorstelle in Cloppenburg angenommen.
Sie swingt und jazzt sich durch die Kirche
In trockenen Tüchern ist hingegen ein recht zeitnahes Gastspiel der Sängerin Ellen Obier, die sich mit Band unter dem Motto „Evergreen Affair“ durch die Kirche swingen und jazzen wird. Ihre musikalische Bandbreite reicht von Glenn Miller über Ella Fitzgerald und Frank Sinatra bis hin zu Max Mutzke. Eine gehörige Portion Entertainment wird sicher auch in das Konzert hineinspielen. Ellen Obier und Bandmitglied Rafael Jung wollen sich in launigen Anmoderationen die redensartlichen Bälle zuspielen. „Ich darf ihr sogar ins Wort fallen, wenn sie moderiert. Das Ergebnis ist meist relativ heiter“, plaudert Jung ein wenig aus dem Nähkästchen.
„Ellen und ich kennen uns seit den 1980ern. Wir haben damals sehr erfolgreich zusammen Musik gemacht, uns dann aber ein bisschen aus den Augen verloren. Vor etwa zwei Jahren saß sie bei mir in der Küche. Dank Facebook hatte sie mich aufgespürt“, erinnerte sich der Jazz-Keyboarder und Sänger. Nach einer langen Karriere als Solistin habe Ellen Obier „wieder an die alten Geschichten anknüpfen“ wollen. Gesagt, getan. Herausgekommen sei ein Konzertprogramm mit Swing und Jazz, das sich schon unterscheide von dem, „was wir früher gespielt haben“, so Rafael Jung.
„Hinter dem Konzertangebot steht hochklassiges Engagement ehrenamtlicher Profis oder professioneller Amateure. Es ist eine wahre Freude, das mitzuerleben. Es steht uns als Kirchengemeinde gut zu Gesicht, so etwas zu haben. Dafür sind wir sehr dankbar“, würdigte Pastor Gunnar Bösemann die Arbeit der Konzerte-AG und der Weinstandgruppe.
QUELLE: Kreiszeitung Online 06.06.2025 BOHLKEN
Konzerttermine im Überblick
- Sonntag, 3. August, 17 Uhr: Ellen Obier singt an der Seite von Rafael Jung (Gesang, Keyboards), Oliver Kuiper (Gitarre) und Wojciech Krys (Schlagzeug) swingende Evergreens, Ticketpreis im Vorverkauf (VVK): 15 Euro*;
- Sonntag, 31. August, 17 Uhr: Minaku Schneegass spielt leichte Klassik von Johann Strauß bis Frédéric Chopin auf dem Steinway-Flügel (Eintritt frei);
- Sonntag, 21. September, 17 Uhr: „Herbstserenade“ der Musikschule des Landkreises Oldenburg (Eintritt frei);
- Sonntag, 28. September, 17 Uhr: Das Quartett „Blaustelle“ singt Stücke „von Bach bis (DJ) Bobo“ a cappella (VVK: 17 Euro)*;
- Sonntag, 19. Oktober, 17 Uhr: Das Oktett „nACHTzug“ serviert einen Mix aus klassischer und zeitgenössischer Blasmusik mit „liebevoll ausgearbeiteter Moderation“ (VVK: 17 Euro)*;
- Sonntag, 30. November, 17 Uhr: Festliches Adventskonzert des Don Kosaken Chors Serge Jaroff (VVK: 25 Euro)*;
- Sonntag, 14. Dezember, 17 Uhr: Adventskonzert von Harpstedter Chören und Musikgruppen (Eintritt frei).
- Januar 2026: „Musik in d‘Lichterkark“;
- Februar 2026: Lesung von und mit Margot Käßmann, Autorin und vormalige Landesbischöfin.
*Eintrittskarten sind bereits erhältlich bei Schreibwaren Beuke und im Kirchenbüro in Harpstedt sowie online auf dem Portal nordwest-ticket.de.