Das Oktett aus Hannover begeisterte in der Christuskirche Harpstedt mit Arrangements von Händel bis Simon & Garfunkel.
Mit Volldampf rauschte am späten Sonntagnachmittag der „nACHTzug“ aus Hannover durch Harpstedt. Gemeint ist damit weder ein Zug der Deutschen Bahn noch der Nordwestbahn. Auch hat „Jan Harpstedt“ keinen Zuwachs bekommen. „nACHTzug“ ist ein Wortspiel und verweist „sowohl auf die Besetzung mit acht Posaunen als auch auf den charakteristischen Zug unseres Instruments. Das zusätzliche „n“ verwandelt dies in den Begriff „Nachtzug“, der zugleich unsere gemeinsame, musikalische Reise symbolisiert.“ So steht es auf der Homepage des Posaunen-Ensembles, bestehend aus Absolventen und Studenten der Musikhochschule Hannover. Unter dem Titel „BaJazz, BaPop, BaROCK!“ begaben sich die Zuhörer und Musiker auf Spurensuche. Was verbindet Barock und spätere Kulturepochen in der Musik?
Am Sonntag eröffnete die Gruppe ihr Konzert in der Christuskirche mit „Music for The Royal Fireworks“, das Georg Friedrich Händel einst für König Georg II. komponiert hatte, indes mit einer Besetzung von zehn Posaunen. Allerdings war das Werk von Lars Karlin als Oktett arrangiert worden. Zwei Stimmen waren also jeweils doppelt besetzt. Insgesamt musizierte das Ensemble je nach Arrangement sehr flexibel mit vier, sechs, acht oder eben auch zehn Posaunen. In Händels Feuerwerkmusik kam die gesamte Klangfülle der Posaunenfamilie, hier vertreten durch Tenor- und Bassposaune, zur Geltung.
„Was haben heutige Songs mit Barockmusik zu tun?“, lautete die erste von drei Fragen, die Marit Thiemann an das Publikum richtete. „Wäre die Musik ohne Barock heute eine andere?“, lautete die zweite, und „Welche gemeinsamen Elemente hat der Barock mit Jazz, Pop und Rock?“ lautete die dritte Frage. Um den Antworten ein wenig näherzukommen, verwischte die Moderatorin zunächst die für Deutschland üblichen Grenzen zwischen ernster und Unterhaltungsmusik, indem sie Händel als „Popstar seiner Zeit“ darstellte. Zunächst war also der Jazz mit dem Titel „Fly Me To The Moon“ von Bart Howard und einem Arrangement von Robert Hughes aus dem Jahr 1964 gefragt. Die bekannteste Version hat wohl Frank Sinatra (ebenfalls 1964) auf Vinyl gesungen. Das Arrangement für ein Posaunenquartett beginnt sehr getragen und erlebt etwa Mitte des Stücks einen Wechsel in den Swing.
Thiemann erläuterte die Verbindung des Jazz zur Barockmusik, indem sie einerseits wichtige Elemente, wie die Polyphonie und den effektvollen Wechsel zwischen laut und leise nannte, insbesondere aber die Verwendung des Generalbasses, der die Instrumentalmusik von der Vokalmusik emanzipierte, hervorhob. „Unter den Noten stehen Zahlen, die für die zu spielenden Akkorde stehen. Ähnlich ist es beim Jazz. Dort werden die Ziffern durch Akkordsymbole ergänzt“, verriet die Moderatorin.
„Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel stand im weiteren Konzertverlauf als Pop-Song sowie „Bohemian Rhapsody“ als Rock-Titel den Barock-Kompositionen „Allegro aus Sonata in f-Moll“ von Telemann, Pachelbels „Canon“ sowie der „Suite from Dardanus“ von Jean-Philippe Rameau gegenüber.
Marit Thiemann, Frederic Kruppa, Eike Steege, Franziska Wientges, Malte Lemke, Rasmus Rautenberg, Sebastian Voß, Svea Struckmann, Franziska Woite sowie Jonas Krebs interpretierten sämtliche Werke durchgehend auf musikalisch hohem Niveau, das bereits während der Pause unter den vielen Amateurmusikern aus Harpstedt und Wildeshausen im Publikum für viel Gesprächsstoff und Bewunderung sorgte. „Ich finde es richtig gut“, lautete das Zwischenfazit von Bernd Gerke, der im Musikkorps Wittekind Wildeshausen in seiner Freizeit dort die Tuba spielt.
Quelle: KREISZEITUNG ONLINE v. 21.10.2025