Kirchkonzerte in Harpstedt: Hochkaräter, aber auch Lokalkolorit

12. Oktober 2023

Harpstedt – Reinhold Beckmann, TV-Moderator mit Musik im Blut, der Plattdeutsch-Botschafter Yared Dibaba und Wersi-Orgel-Virtuose Franz Lambert: Diese musikalischen Hochkaräter dürften demnächst jeweils für eine recht volle Harpstedter Christuskirche sorgen. Daneben bindet die Konzerte-AG Gruppen und Chöre aus Harpstedt und Umgebung ins Kirchkonzertprogramm ein.

Bei der international gefragten Gambistin Hille Perl aus Winkelsett kommt beides zusammen: Lokalkolorit und ein großer Name. Bei Beckmann übrigens auch. „Er stammt aus Twistringen und hat seine Wurzeln nie verleugnet“, weiß Heinz-Jürgen Grashorn, Leiter der Konzerte-AG.

Ehe Beckmann mitsamt Band in der Christuskirche schwerpunktmäßig Titel aus seinem dritten, ausgesprochen relaxed daherkommenden Album „Haltbar bis Ende“ darbietet, liest er am 4. November, 19.30 Uhr, in der Aula der Grundschule am Markt in Twistringen aus „Aenne und ihre Brüder“. Das Buch erzählt die Geschichte seiner Mutter. Deren vier Brüder sind alle im Zweiten Weltkrieg gefallen. „Die Lesung ist schon fast ausverkauft“, sagt Grashorn.

Zwei Hände zaubern ein Orchester

Franz Lambert hat sich schon vor vielen Jahren auf seiner Wersi-Orgel in die Herzen der Harpstedter gespielt, als er den gemischten Chor in das Konzertprogramm einbezog. Dem Motto „Zwei Hände zaubern ein Orchester“ bleibt er auch heute noch, mit 75 Jahren, treu. „Mittlerweile spielt er eine goldene Wersi-Orgel“, sagt Jürgen Hesse, der sich in der Konzerte-AG um Ticketvermarktung und Pressearbeit kümmert. Dank des Einsatzes von Kamera, Beamer und Leinwand im Harpstedter Gotteshaus am Marktplatz soll das Publikum Lamberts „Fingerarbeit“ auf den Manualen im Februar 2024 auch visuell erleben können.

Von Yared Dibabas Christuskirchen-Debüt aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Kirchenstiftung erzählen Fans, die ihm damals (2017) an den Lippen hingen, mitunter noch heute.

 

"Es kann nicht falsch sein, zu einem moderaten Preis ein Konzert in der Christuskirche zu besuchen, auch wenn der Name des Auftretenden unbekannt ist."  Konzerte-AG-Chef Heinz-Jürgen Grashorn

Ein dunkelhäutiger Plattsnacker birgt bereits unfreiwillige Komik in sich. Bei dem NDR-Moderator und Entertainer Dibaba gesellen sich Spontanität, ein scheinbar angeborener Sinn für Humor und vor allem ein extrem kurz gehaltener Draht zum Publikum hinzu. Seine Harpstedt-Premiere gehört nach wie vor zu den am besten besuchten Veranstaltungen in der Christuskirche. Von daher sollte das von der Volksbank Oldenburg-Land/Delmenhorst unterstützte Wiedersehen (siehe „Termine und Ticketpreise im Vorverkauf“) eigentlich ein Selbstläufer sein. Frühzeitiges Sichern von Tickets ist denen dringend anzuraten, die das Multitalent auf keinen Fall verpassen wollen.

In der Champions League der Panflötisten

„Wir achten auf Qualität. Es kann nicht falsch sein, zu einem moderaten Preis ein Konzert in der Christuskirche zu besuchen, auch wenn der Name des Auftretenden unbekannt ist“, sagt Heinz-Jürgen Grashorn. Sein wichtigster Job in der Konzerte-AG besteht darin, mit Agenturen oder Künstlern zu verhandeln und die Verträge für Gastspiele zu schließen. Ihm blutet nach eigenem Bekunden schon das Herz, wenn Musiker oder Bands, die in Sachen Popularität nicht mit den „Großen“ mithalten können, trotz hoher musikalischer Qualität und größter Spielfreude vor 50 oder weniger Zuhörern im Kirchraum auftreten müssen.

Der für den ersten Advent, also zum einstigen „Stammtermin“ für das Godewind-Weihnachtskonzert, gebuchte Panflötist Edward Simoni bringt indes nach Grashorns Einschätzung sowohl Bekanntheit als auch Können mit: „Wenn man Panflötengruppen, die in Fußgängerzonen ,El cóndor pasa’ spielen, der Kreisliga zuordnen würde, müsste man sagen, dass dieser Künstler zur Champions League gehört“, betont der Konzerte-AG-Chef. Hinzufügen ließe sich: Auch auf Querflöte und Violine hat der deutsch-polnische Panflötist, Multiinstrumentalist, Komponist und Arrangeur „was drauf“.

Sicher nicht in der allerhöchsten „Spielklasse“ verorten lassen sich die „singOut“-Chorprojekte. Sie machen ihre noch ausbaufähige Bekanntheit aber mit einem spannenden Konzept mehr als wett: Projektleiter Silas Edwin zieht von Stadt zu Stadt, um dort zwischen 200 und 2 000 (!) Stimmen zusammenzuführen und die Sangesfreunde jeweils in einem Massenchor für einen Auftritt in einer renommierten Konzerthalle zu rüsten. Nach Harpstedt in die Kirche kommt allerdings – bereits am 22. Oktober – kein Projekt-, sondern der „singOut“-Stammchor Niedersachsen, und zwar mit einem Gospelprogramm.

Die mit begehrten Preisen bedachte Gambistin und Hochschullehrerin Hille Perl will indes im Frühjahr etwas von ihrer langjährigen Leidenschaft für die Gambe auf das Publikum überspringen lassen. Sie spielt dann – übrigens nicht allein – für einen noch festzulegenden guten Zweck und legt nach Grashorns Angaben großen Wert darauf, dass die generierten Spenden effizient eingesetzt werden.

In die Kategorie „Selbstläufer“ dürfte auch das Eröffnungskonzert des Musikkorps Wittekind Wildeshausen fallen, für das zum zweiten Mal in Folge die Harpstedter Christuskirche als „Location“ auserwählt worden ist. Vor Weihnachten werden Karten für dieses Ereignis allerdings nicht mehr zu bekommen sein. Unsere Zeitung kündigt zu gegebener Zeit den Beginn des Ticketverkaufs an.

Der dritte Advent ist fest „gebucht“

Das beste Beispiel dafür, dass in der Christuskirche auch lokale Musikschaffende eine Bühne bekommen, ist das jährlich am dritten Advent wiederkehrende Adventskonzert von Chören und Musikgruppen aus der Samtgemeinde Harpstedt. Dazu werde es aber keinen begleitenden Weinverkauf geben, merkt Grashorn an. „Mal seh’n“, bremst ihn Rainer Windhusen und ergänzt augenzwinkernd: „Vielleicht schenke ich ja Glühwein aus...“ Windhusen fungiert in der Konzerte-AG als Bindeglied zur Weinstandgruppe, deren Stärke nach einem Aufruf in unserer Zeitung wieder deutlich zugelegt hat. Wie viele Mitstreiter anlässlich von Kirchkonzerten zwecks Bewirtung mit Getränken zum Einsatz kommen, hängt von der Größe des jeweiligen Publikums ab.

Neben den erwähnten Mitstreitern der Konzerte-AG gehören weitere dazu, die arbeitsteilig Aufgaben übernehmen: Klaus Corleis kümmert sich um die Finanzen und das Abrechnungswesen, Ute Klitte um Programmflyer und Ankündigungen im Gemeindebrief. Steffen Akkermann nutzt seine guten Kontakte zu Musikgruppen und Chören, zumal er als Dirigent beziehungsweise Chor- und Orchesterleiter selbst die Musiklandschaft der Region entscheidend mitprägt.

„Pastor Gunnar Bösemann ist zwar kein offizielles AG-Mitglied, aber involviert. Ihn als Kirchenvorstandsvorsitzenden setzen wir im E-Mail-Schriftverkehr ins Cc“, verrät Grashorn. Im Unterschied zu der unter dem Dach des kirchlichen Freundes- und Fördervereins angesiedelten Weinstandgruppe handelt es sich bei der Konzerte-AG um ein „Kind“ der Kirchengemeinde, das somit dem Kirchenvorstand als Leitungsgremium untersteht.


Quelle: Kreiszeitung ONLINE v. 12.10.2023


Termine und Ticketpreise im Vorverkauf

  • Sonntag, 22. Oktober, 17 Uhr: Gospelkonzert des „singOut“-Stammchors Niedersachsen, 15 Euro;
  • Sonntag, 3. Dezember, 17 Uhr: Gastspiel des Panflöten-Virtuosen Edward Simoni, 25 Euro;
  • Sonntag, 17. Dezember, 17 Uhr: Adventskonzert von Harpstedter Chören und Musikgruppen, Eintritt frei;
  • Sonntag, 4. Februar 2024, 17 Uhr: „Ein Abend auf Platt“ mit Yared Dibaba, 22 Euro;
  • Sonntag, 18. Februar, 17 Uhr: Franz-Lambert-Konzert, zwei Hände zaubern auf der Wersi-Orgel ein Orchester, 22 Euro;
  • Sonnabend, 9. März, 19.30 Uhr: Eröffnungskonzert des Musikkorps Wittekind Wildeshausen, Ticketpreis noch unklar;
  • Sonntag, 17. März, 17 Uhr: Entspannte Songs in deutscher Sprache mit Reinhold Beckmann und Band, 27 Euro;
  • Sonntag, 21. April, 17 Uhr: (Nachträgliches) Geburtstagskonzert des Gospelchors Harpstedt aus Anlass seines 20-jährigen Bestehens, Eintritt frei;
  • Sonntag, 26. Mai, 17 Uhr: Hille Perl spielt die „Viola la Gamba“, karitatives Konzert, Eintritt frei, Spenden erbeten.

Der Vorverkauf läuft bereits für alle oben aufgeführten Veranstaltungen, für die Eintritt erhoben wird, nur noch nicht für das Musikkorps-Wittekind-Eröffnungskonzert. Tickets gibt es in Harpstedt bei Schreibwaren Beuke (Telefon 04244/7803) und im Kirchenbüro (Telefon 04244/452); optional können Interessierte sie online unter nordwest-ticket.de bestellen.

In Planung sind ein Konzert von „Sing your Soul“ und – für den 28. September 2024 – ein weiteres Gastspiel der Simon & Garfunkel Revival Band.


Quelle: Kreiszeitung ONLINE v. 12.10.2023

Es kann nicht falsch sein, zu einem moderaten Preis ein Konzert in der Christuskirche zu besuchen, auch wenn der Name des Auftretenden unbekannt ist.

Konzerte-AG-Chef Heinz-Jürgen Grashorn